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Ingolstadt im Dreißigjährigen Krieg 1618 - 1648

Lange konnte der furchtbare Krieg von Bayern ferngehalten werden, und so lassen sich in Ingolstadt keine Arbeiten an den Werken nachweisen. Erst 1631 wurden bedeutende Verstärkungen in Angriff genommen, als ob man es geahnt hätte, dass das neu in die große Auseinandersetzungen eingetretene Schweden den Krieg nach Süddeutschland tragen würde. So erhielt Ingolstadt buchstäblich im letzten Moment einen befestigten Brückenkopf, der aus einem Hornwerk und einer Schanze bestand. Waren es auch nur Erdwerke, ihren Wert sollten sie sehr schnell unter Beweis stellen. Das große Katastrophenjahr 1632 brach an. Die Schlacht bei Rain am Lech ging verloren, der tödlich verwundete Tilly starb in Ingolstadt, die Feinde strömten ins Land. König Gustav Adolf von Schweden wollte Ingolstadt nicht einnehmen, deshalb gab es auch keine Belagerung, wie man es immer wieder liest. Es war ein Angriff auf den Brückenkopf, denn der gegnerische Feldherr wollte die Brücke zerstören. Dann hätte er Verschanzungen am südlichen Ufer der Donau angelegt, jeden Wiederaufbau der Brücke verhindert und die Festung somit nach Süden abgeschnitten. Die bayerische Armee hätte ihren strategisch wichtigsten Donauübergang verloren, und wenn es Gustav Adolf noch gelungen wäre - wie beabsichtigt - Regensburg in seine Hand zu bekommen, hätte dies für ihn wohl den Sieg bedeutet. Am Abend des 29. April 1632 begann der erste Angriff der Schweden gegen den Brückenkopf, der aber nicht eingenommen werden konnte. Auch ein Angriff am 1. Mai brachte keinen Erfolg. Am Abend des 3. Mai unternahm der schwedische König eine Erkundung, um sich ein eigenes Bild von den Befestigungen zu verschaffen, wobei er in die Reichweite der bayerischen Artillerie geriet. Das Ergebnis ist bekannt: der unglückliche "Schwedenschimmel" hauchte sein Leben aus, für "Bayern wäre es besser gewesen, die Kugel hätte den Reiter getroffen." Vielleicht war es dieses Erlebnis, verbunden mit der Nachricht vom Misserfolg bei Regensburg (Kurfürst Maximilian l. von Bayern war schneller), welches den Schwedenkönig bewog, den Angriff auf den Brückenkopf abzubrechen und so zog er am 4. Mai ab. Ingolstadt war für Gustav Adolf der erste militärische Misserfolg in diesem Krieg und ein Wendepunkt in seinem Leben. Fortan war es um sein Soldatenglück geschehen, nichts gelang ihm mehr bis zu seinem Tod auf dem Schlachtfeld von Lützen. Eine Folge dieses fehlgeschlagenen Angriffes war es, dass in diesem Krieg kein weiterer Versuch gemacht wurde, die Festung mit Waffengewalt einzunehmen. Ingolstadt war der einzige Ort von Bedeutung im damaligen Kurfürstentum Bayern, der im 30 -jährigen Krieg nie von Gegnern eingenommen wurde. In einer solchen Situation mag man sich auf Seiten der Feinde an das Wort Philipps von Makedonien erinnert haben, dass keine Mauer so hoch sei, als dass sie nicht ein mit Gold beladener Esel übersteigen könne. Zumindest einmal schien Hochverrat im Spiel gewesen zu sein, als nämlich 1633 fünf schwedische Kavallerie-Regimenter unter dem Vorwand, sie seien bayerische Hilfstruppen, Einlass in die Festung begehrten. Dank der Aufmerksamkeit der bayerischen Soldaten scheiterte dieser Versuch. Der damalige Statthalter, Graf Kraz von Scharffenstein versuchte zwar, die erfolgreiche Abwehr für sich zu reklamieren, aber gegen ihn spricht, dass er schon bald darauf in schwedische Dienste übertrat. In der Schlacht bei Nördlingen gefangen, wurde er 1635 in Wien hingerichtet. Die letzte kriegerische Auseinandersetzung fand am 19. August 1648 bei Gaimersheim statt, als die in Ingolstadt liegende Kavallerie gegnerischen Truppen das geraubte Vieh wieder abnehmen wollte.

Der Umbau der Festung 1654 - 1662

Nie zuvor hatte ein bayerischer Landesherr bei der Übernahme der Regierungsgeschäfte ein solch verwüstetes Land vorgefunden wie Kurfürst Ferdinand Maria im Jahre 1651. In seiner Außenpolitik sollte er sich bis zu seinem Tode an die Ermahnung seines Vaters halten: "Der beste Krieg ist kein Krieg, ein erträglicher der, welcher auf fremdem Boden, fern Deinem Heimatland, auf den Fluren Deiner Feinde sich abspielt.....". Bei der gegebenen Situation wäre es nun verführerisch gewesen, alle verfügbaren Mittel in den Wiederaufbau Bayerns zu stecken, wodurch man sich auch eine Erhöhung der Steuerkraft des Landes erhoffen durfte. Es spricht aber für den Realitätssinn und das militärische Verständnis dieses bei der Regierungsübernahme noch minderjährigen Kurfürsten, dessen Leben schon seit früher Kindheit durch die Ereignisse des 30-jährigen Krieges geprägt worden war, dass er schon bald erhebliche Mittel für die Verstärkung der wichtigsten Landesfestung bereitstellen sollte. Dies in der klaren Erkenntnis, dass bei der Betrachtung aller Eventualitäten eines Krieges, ein Eindringen eines künftigen Gegners in Bayern nicht ausgeschlossen werden konnte. Bereits von 1651 bis 1653 wurden für die Ingolstädter Werke rund 20 000 Gulden ausgegeben, womit dringende Reparaturen finanziert wurden. Zwischen 1654 und 1662 wurde dann -betrachtet man das noch immer zerschundene Bayern - die beträchtliche Summe von rund 260 000 Gulden für eine umfassende Verstärkung von Ingolstadt ausgegeben. Dass dies auch den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt förderte, darf als sicher gelten, denn die bis zu 2000 Arbeiter haben sicher einen Teil ihres Verdienstes in Ingolstadt ausgegeben, wie auch das einheimische Handwerk von dem gewaltigen Unternehmen profitiert haben dürfte.